Dass der goldene Oktober zum Ende noch ein paar wirklich schöne Tage bereithielt, zeigte sich am vergangenen Samstag, als sich die Pforten des Wissenschaftszentrums Kiel für den Kieler Herz- und Schlaganfalltag öffneten. In den großen lichtdurchfluteten Räumen konnten sich die Besucher zwischen 10.00 und 17.00 Uhr zu den Themen Schlaganfall und Herzerkrankungen informieren und dabei viele Aussteller besuchen. Während des gesamten Tages war es möglich, sich den Blutdruck, den Blutzucker und Cholesterinwerte überprüfen zu lassen und sein persönliches Schlaganfall- bzw. Herzinfarktrisiko zu bestimmen. Dieses kostenlose Angebot lockte selbst während der Vortragszeiten viele Besucher an, die dafür gern ein wenig Wartezeit in Kauf nahmen. An den Ständen der zahlreichen Aussteller konnten sich interessierte Besucher persönlich beraten lassen, die Profis standen Rede und Antwort. Die Profis vor Ort standen den interessierten Besuchern Rede und Antwort. Die Demonstration des Online-Wegweisers des Schlaganfall-Ring mit all seinen Funktionen und Inhalten zog viele, nicht nur junge, Gäste an. Das Internet als Informationsplattform gewinnt mehr und mehr an Bedeutung, wie sich gezeigt hat. Auch wer sich lieber selbst informiert, kam am Samstag auf seine Kosten: Jede Menge Broschüren, Nachschlagewerke und Infomaterial zu aktuellen Themen fanden neue Besitzer.

Doch das Herzstück der Veranstaltung bildeten zweifelsfrei die drei Themenblöcke mit Vorträgen und anschließenden Expertentalks zu den Themen Schlaganfall und Herzinfarkt. Den Einstieg ins Thema bildeten die Vorträge über die medizinischen Grundlagen. Dr. Werner Grille gab den Besuchern einen Überblick über die Akutversorgung im Falle eines Herzinfarktes und erläuterte, welche Symptome auf eine koronare Herzerkrankung hindeuten. Dr. Andreas Binder berichtete über Neuerungen in der Notaufnahme und überraschte damit, dass immerhin schon 17% der Schlaganfall-Patienten, die in die Stroke Unit eingeliefert werden, einer Lysetherapie bzw. einer Thrombektomie unterzogen werden. Noch einige Jahre zuvor konnte auch diesen Patienten noch nicht geholfen werden. Welche Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall sich mit einer gesunden Lebensweise minimieren lassen, erklärte im Anschluss Dr. David-Walek. Er argumentierte eindrücklich, dass bereits eine Reduktion des Körpergewichts um 5-10% das Risiko einer Arteriosklerose (Ablagerungen an den Gefäßwänden) erheblich verringert. Nach diesen ersten drei Vorträgen übernahmen Moderatorin Susanne Kluge-Paustian die Regie über den Expertentalk und eröffnete eine spannende Gesprächsrunde.

Nach der Mittagspause berichtete Dr. Martin Peller über die Neuerungen in der sehr komplex gewordenen Schlaganfall- und Herzinfarkt-Rehabilitation. In einem Reha-Team arbeiten viele Berufsgruppen zusammen und es ist notwendig, dass hier fachübergreifend gedacht wird. Wie es Betroffenen nach einem Schlaganfall trotzdem gelingen kann, die persönliche Lebensfreude wiederzufinden und den Alltag auch weiterhin zu genießen, erklärte der Vorsitzende des Schlaganfall-Ring Jürgen Langemeyer aus der Patientensicht. Wer die Verantwortung für seinen eigenen Genesungsprozess übernimmt, hat den bedeutendsten Schritt schon getan. Bobath-Instruktorin Sigrid Tscharntke informierte schließlich über konkrete Angebote, die sich speziell an pflegende Angehörige richten und ihnen den Alltag erleichtern. Wie wichtig diese Angebote sind, zeigen aktuelle Zahlen: In Deutschland sind derzeit 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig, Tendenz steigend. Auch diesem Vortragsblock folgte ein ausführlicher Expertentalk mit den Referenten, um die wichtigsten Fragen zu den Vorträgen und aus dem Publikum zu beantworten.

Den letzten Vortagsblock eröffnete Dr. Andreas Tiroke und informierte darüber, welche Hilfe von Medikamenten und Medizintechnik zu erwarten sind, um einen weiteren Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern. Mithilfe eines Ereignisrekorders, der unter die Haut implantiert wird, kann etwa die Herzfrequenz permanent überwacht werden, Unregelmäßigkeiten werden sofort vom Gerät erkannt, die Daten an den Hausarzt übermittelt. Im Bereich der ambulanten Nachsorge sind es vor allem Heil- und Hilfsmittel, die für viele Betroffene plötzlich an Bedeutung gewinnen. Andreas Kurda stellte hierzu die neu gegründete Kieler Schlaganfall Allianz vor, der neben dem Sanitätshaus auch Therapiepraxen der unterschiedlichen Disziplinen angehören. Die Zusammenarbeit und die Kommunikation aller Beteiligten führen zur erfolgreichen Versorgung von Schlaganfallpatienten in Kiel. Welche zentrale Rolle der Sport nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall spielt, darüber klärte Jessika Kraatz von herzintakt auf und brach damit eine Lanze für mehr bewusste Bewegung im Alltag. Nicht nur der Körper profitiert von regelmäßigen Trainingseinheiten, auch Wohlbefinden und Selbstvertrauen werden spürbar gestärkt. Der Vortragsblock endete mit dem letzten Expertentalk des Tages, der das vielseitige Programm des Kieler Herz- und Schlaganfalltages abrundete.

Wir danken den zahlreichen Referenten für spannende und informative Vorträge, den vielen Ausstellern für ihr Engagement und Susanne Kluge-Paustian für eine sehr professionelle und kurzweilige Moderation. Wir sehen dem Kieler Herz- und Schlaganfalltag 2017 bereits heute mit Vorfreude entgegen.