Trotz eines Schlaganfalls Sport treiben zu können, bedeutet für die Betroffenen Selbstständigkeit und Lebensfreude.

St. Peter-Ording: Ob Kälte, Wind oder Regen – die wettergeprüfte Schlaganfall-Golfgruppe des Nordsee-Golfclubs erschüttert so schnell nichts. Zwischen Januar und November treffen sich die Mitglieder wöchentlich donnerstags um 15:00 Uhr zum gemeinsamen Training. Und wenn das Wetter mal so gar nicht mitspielen möchte, wird die platzeigene Driving Range und in den Wintermonaten das Training in eine Halle verlegt.

Das Angebot, das sich speziell an Schlaganfall-Patienten richtet, ist in Schleswig-Holstein einzigartig. Aus diesem Grund nehmen einige Mitglieder lange Fahrzeiten in Kauf, um am Training teilnehmen zu können.

Mithilfe des Paragolfers ist das Training auch trotz Gehbehinderung kein Problem.

Einen Sport auszuüben ist für viele Menschen nach einem Schlaganfall nicht selbstverständlich. Häufig sind die Einschränkungen aufgrund der Schlaganfall-Folgen so groß, dass es Betroffenen nicht möglich ist, sportlich aktiv zu sein. Oder es fehlt am nötigen Selbstbewusstsein, um sich etwa einer Laufgruppe mit ausschließlich gesunden und gut trainierten Mitgliedern anzuschließen.

Dem Sport nicht gerecht zu werden und wieder aufgeben zu müssen. Nicht mithalten zu können. All das spielt bei der Schlaganfall-Golfgruppe St. Peter-Ording keine Rolle. Hier geht es um die Freude am Abschlagen, Pitchen und Putten. Jeder spielt in seinem eigenen Tempo, ungezwungen und in der Gesellschaft anderer Betroffener. Niemandem gegenüber muss man sich hier erklären, alle teilen das gleiche Schicksal.

Das Abschlagen mit einer Hand ist Übungssache.

Zusätzliche Handicaps sind dabei kein Problem: Hilfsmittel wie z.B. der Paragolfer unterstützen die gehbehinderten Spieler, die richtige Haltung einzunehmen und sorgen für die nötige Mobilität auf dem unwegsamen Gelände des Golfplatzes. Selbst mit einem gelähmten Arm spielen die Betroffenen selbstständig und treffsicher. Mit der Ausübung dieses recht bewegenden Sports haben sie sich ein Stück Autonomie zurückerobert. Einen Sport zu betreiben ist Teil des alltäglichen Lebens, stärkt das Selbstvertrauen und bedeutet Partizipation und soziale Teilhabe. Für die Betroffenen gibt es keinen Grund, darauf zu verzichten.

Neben den Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden profitieren die Mitglieder der Schlaganfall-Gruppe auch auf andere Weise: Durch das Golfen werden Koordination, Haltung und Konzentration geschult. Unter der fachlichen Anleitung der Bobath-Therapeutin Astrid Kalla erhält das Training neben dem sportlichen auch einen therapeutischen Effekt.

Durch das Zusammensein mit anderen Betroffenen besteht zudem die Möglichkeit des Austausches, auch ohne dass die Erkrankung permanent im Mittelpunkt steht. Für den geselligen Teil lädt das Clubhaus nach dem Golfen zu Kaffee und Kuchen ein und bietet dabei einen täglich wechselnden Blick auf die manchmal auch raue Nordsee.

Mit diesem innovativen Konzept gewann der Nordsee-Golfclub im Juni 2017 den Golf-Inklusionspreis. Der Schlaganfall-Ring gratuliert herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung.

Für Interessierte:

Die Schlaganfall-Golfgruppe trifft sich regelmäßig donnerstags im Nordsee-Golfclub St. Peter-Ording. Interessierte sind zum „Schnuppergolfen“ und gegenseitigen Kennenlernen eingeladen, eine vorherige Kontaktaufnahme ist wünschenswert.

Bitte haben Sie Verständnis, wenn aufgrund erhöhter Infektionszahlen während der Corona-Pandemie Trainingseinheiten ausfallen oder nur unter strengen Auflagen stattfinden können. Bitte nehmen Sie vor Ihrem ersten Besuch unbedingt telefonisch Kontakt auf.

Das Clubsekretariat können Sie unter der Telefonnummer 04863 35 45 erreichen.

Weitere Informationen zur Golf-Gruppe finden Sie unter:

www.ngc-spo.de

 

Artikel SHZ vom 26.07.2018 (zum Lesen kostenfreie Registrierung erforderlich):

Golfspielen mit zwei Handicaps