Die „Stroke Unit“ der Imland-Klinik zählt jetzt zu den besten in Schleswig-Holstein.

Der Schlauchkatheter ist über einen Meter lang, nur 1,5 Millimeter dick – und er kann Leben retten. In mehr als 50 Operationen haben Dr. Ulrich Pulkowski und seine Kollegen den Schlauch im vergangenen Jahr verwendet. Sie zogen damit die Gerinnsel heraus, die im Gehirn ihrer Patienten einen Propfen bildeten, die Blutversorgung zu Teilen des Kopfes unterbrachen und damit einen Hirnschlag auslösten. Der Chefarzt der Schlaganfall-Abteilung an der Imland-Klinik berichtet von erstaunlichen Erfolgen: „Wir konnten Menschen helfen, die ohne diese Operationstechnik gestorben wären oder für den Rest ihres Lebens als Schwerstpflegefall hätten betreut werden müssen.“ Stattdessen konnten sie wenige Tage nach der Operation das Krankenhaus geheilt verlassen. Kernstück der Abteilung ist die „Stroke Unit“. Hier werden gleichzeitig bis zu zehn Patienten intensivmedizinisch betreut.

Stellen eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung in ihrer Abteilung sicher: Chefarzt Dr. Ulrich Pulkowski und Oberarzt Dr. Karsten Jöster (rechts), hier bei der Untersuchung einer Schlaganfall-Patientin. (Foto: Jennert)

Pulkowski und sein Team wollen den Patienten eine optimale medizinische Versorgung bieten. Vor wenigen Tagen erhielten sie die schriftliche Bescheinigung, dass sie ihrem Qualitätsanspruch gerecht werden. Nach einem neunmonatigen Prüfverfahren haben die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die „Stroke Unit“ der Imland-Klinik überregional zertifiziert. Damit rückt Pulkowskis Abteilung in die Liga der Top-„Stroke Units“ auf. Im Land Schleswig-Holstein gibt es davon nur vier: Neben dem Aufsteiger Imland zählen die Universitätskliniken in Kiel und Lübeck sowie die Flensburger Diako dazu.

Ein regionales Zertifikat war Imland bereits 2010 zuteil geworden. Um das überregionale Qualitätssiegel zu erhalten, mussten noch mehrere Schippen draufgelegt werden. Eine wichtige Voraussetzung ist ein ärztlicher Rufdienst. Rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche muss sichergestellt sein, dass ein neu eingelieferter Schlaganfall-Patient jederzeit operiert werden kann. In der Vergangenheit wurde nur am Tage operiert, jetzt ist das auch mitten in der Nacht möglich. Zudem wurde der Pflegedienst personell aufgestockt. Zwei Kräfte pro Patientenbett sind Pflicht, wenn man die höchsten Standards erfüllen will, bisher gab es 1,2 Stellen pro Bett. Zwischen zwei Visiten dürfen maximal sechs Stunden liegen, damit möglichst zügig bemerkt wird, wenn sich der Zustand eines Patienten verschlechtert. Außerdem muss die Klinik nachweisen, dass sie mit modernster Technik arbeitet. Im Mai wurden für die gesamte Klinik zwei neue Computertomographen und ein Magnetresonanztomograph erworben. Die Kosten lagen bei zwei Millionen Euro.

Für die „Stroke Unit“ schaffen sie die Möglichkeit, „dass wir jetzt dem Gehirn bei der Arbeit zusehen können“, sagt Chefarzt Pulkowski. Im Gegensatz zur alten Technik lässt sich exakt erkennen, welche Gehirnbereiche nach einem Schlaganfall noch intakt sind. Das ist besonders wichtig, um den möglichen Erfolg einer Schlauchkatheter-Operation abschätzen zu können. Bisher folgte man der Erkenntnis, dass die Operation maximal acht Stunden nach dem Eintritt des Schlaganfalls sinnvoll ist, weil zu einem späteren Zeitpunkt die Hirnregionen hinter dem Blutgerinnsel nicht mehr zu retten seien.

Doch neue Studien belegen, dass eine Rettung der von der Blutversorgung abgeschnittenen Regionen sogar 24 Stunden nach dem Schlaganfall noch möglich sein kann. Pulkowski: „Mit unseren neuen Geräten können wir genau sehen, ob das Hirngewebe noch lebt.

Quelle: https://www.shz.de/17385041 ©2017