Schlaganfall-Genesung ist ein Prozess. Für Viele ein jahrelanger. Er erfordert Geduld, Motivation, Zeit und Training. Und die richtige Unterstützung. Wir sind davon überzeugt, dass die größten Fortschritte in der Schlaganfall-Nachsorge durch eigenes Zutun erreicht werden können. Allein dadurch, dass Patienten ihre Situation akzeptieren und Verantwortung für Ihre eigene Genesung übernehmen, ist bereits der wichtigste Schritt getan.

Eigenverantwortung bedeutet ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘

Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass motivierte Patienten, die dauerhaft an ihrer Gesundheit arbeiten, die größten Erfolge erzielen. Deshalb leben wir in unserer Arbeit ganz bewusst das Motto: Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt vor allem, sich nicht allein den Fähigkeiten von Therapeuten und Ärzten zu überlassen, sondern den Genesungsprozess darüber hinaus selbst positiv zu steuern. Denn letztlich sind es weder Ärzte noch Therapeuten (so notwendig ihre Behandlungen auch sind), die das größte Interesse am Betroffenen haben. Es ist der Patient selbst.

Und damit liegt die Verantwortung für seine Situation bei niemand anderem als ihm persönlich.

Auf das richtige Training kommt es an

Die intensive Rehabilitationsphase nach einem Schlaganfall ist für den Betroffenen Hochleistungssport, der Disziplin und Ausdauer erfordert. Dennoch lohnt der Aufwand, denn der Körper ist in der Lage, sich selbst zu regenerieren. Grund dafür ist die Neuroplastizität. Sie sorgt dafür, dass andere Teile des Gehirns die Aufgaben des geschädigten Areals übernehmen.

Notwendig für den Therapierfolg ist ein gezieltes Training mit einer sehr hohen Wiederholungsfrequenz. Sowohl die Nervenzellen als auch deren neuronale Verknüpfungen (Synapsen) sind in der Lage, sich nach und nach ihren veränderten physiologischen Anforderungen anzupassen. Während der Trainingseinheiten können die gesunden Hirnareale sich wiederholende Bewegungsmuster abspeichern, die später jederzeit abgerufen werden können. Auch, wenn dieser Prozess häufig nicht innerhalb kurzer Zeit geschieht, werden sich schrittweise sichtbare Erfolge einstellen. Das bedeutet konkret:

Gehen lernt man nur durch Gehen. Sprechen lernt man nur durch Sprechen.

Im Rahmen der verordneten Therapieeinheiten allein ist die nötige Wiederholungsfrequenz nicht zu erreichen. Was es braucht, um die Heilung voranzutreiben, ist intensive Arbeit und große Ausdauer seitens des Betroffenen. Daher lautet unsere Empfehlung an Patienten: Beginnen Sie heute!

Oft sind keine teuren Trainingsgeräte notwendig, um selbst aktiv zu werden. Kurze Spaziergänge, die über längere Zeit immer weiter ausgedehnt werden, eine gelähmte Hand in Alltagsverrichtungen einbinden, auch mit einer Aphasie Gespräche suchen, lesen oder singen sind einige Möglichkeiten, schneller Therapieerfolge verbuchen zu können.

Aktivieren Sie Ihre persönlichen Ressourcen

Die wichtigsten Ressourcen im Überblick

Ein derart umfangreiches Trainingsprogramm dauerhaft durchzuhalten und auch daran festzuhalten, wenn einmal ein sichtbarer Erfolg ausbleibt, erfordert eine hohe Motivation. Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit mit dem Patienten besteht daher in der Aktivierung seiner persönlichen Ressourcen. Unsere Tipps verraten Ihnen, wie sich Ihre Ressourcen auf Ihre Genesung auswirken.

Nur, wenn diese Ressourcen nachhaltig aktiviert wurden, können auch über längere Zeit optimale Therapieerfolge erzielt werden. Lassen Sie sich dabei unterstützen und motivieren! Die Übernahme von Eigenverantwortung bedeutet nicht, alles im Alleingang durchstehen zu müssen. Allerdings genügt es nicht, sich mehrmals pro Woche in die fähigen Hände der Therapeuten zu begeben und darauf zu vertrauen, einen „reparierten“ Körper zurückzuerhalten. Betrachten Sie Ihre Therapeuten als Coaches, die Ihnen dabei helfen, Ihr Training zu optimieren und Ziele zu erreichen. Ein ausgedehntes Eigentraining über lange Zeit beizubehalten, erfordert viel Durchhaltevermögen, Disziplin und Geduld. Ihre Angehörigen werden dann zu idealen Motivationstrainern, deren Beharrlichkeit sich auszahlen wird.

Wie wichtig es ist, während der Rehabilitationsphase auf aktive Ressourcen zurückzugreifen, haben wir und unsere Schlaganfall-Mentoren als Experten aus eigener Erfahrung selbst erlebt. Daher spielen diese innerhalb der persönlichen oder telefonischen Beratungen immer wieder eine zentrale Rolle.