Vor fünf Jahren, am 25. Oktober 2014, wurde der Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein gegründet. Seit diesem Tag ist erstaunlich viel passiert. Der „fünfte Geburtstag“ bot den idealen Anlass, um die letzten ereignisreichen Jahre einmal Revue passieren zu lassen und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Der Einladung ins Kieler Landeshaus am Freitag, den 25.10.2019, sind ca. 110 Gäste gefolgt. Unter dem Motto „Schlaganfall 2020 – Menschen, die den Norden bewegen“ begann um 12:00 Uhr das Symposium, moderiert von Medizin-Journalistin und TV-Moderatorin Susanne Kluge-Paustian.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Jürgen Langemeyer führte ein Interview mit dem Schlaganfall-Betroffenen Andreas Tramm gedanklich in das Thema des Tages ein. Er schilderte eindrucksvoll, wie er und seine Familie den Schlaganfall erlebt haben und wie der lange Kampf zurück ins Leben gelungen ist.

Im Anschluss an diesen persönlichen Erfahrungsbericht folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema Versorgung in den Regionen – Schlaganfall-Ring Kompetenznetze. Prof. Dr. med. Hanna Kaduszkiewicz, die mit dem Institut für Allgemeinmedizin der CAU Kiel die Etablierung der Kompetenznetze wissenschaftlich begleitet, erläuterte die Zielsetzung des Projekts zugunsten einer verbesserten Versorgung in den Regionen. Die Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Therapeuten IG-Thera, Swanhild Priestley, zeichnete ein plastisches Bild von den Vorteilen einer funktionierenden Zusammenarbeit aller Disziplinen, die mit dem Patienten oft über lange Zeit arbeiten. Dr. Thomas Schang, Vorsitzender des Ärztenetzes Eutin-Malente, berichtete aus Sicht der behandelnden Ärzte über den Nutzen einer solchen Netzstruktur vor Ort, von dem neben den Patienten selbst auch die Behandler profitieren.

PD Dr. med. Jürgen Eggers, Chefarzt der Neurologie der Sana Klinik Lübeck sprach nach der Pause mit dem Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, Sören Schmidt-Bodenstein, über die Entwicklungen in der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten und darüber, welche Vor- und Nachteile die Einführung neuer Modelle für ein Flächenland wie Schleswig-Holstein mit sich bringen.

Auch der große Bereich Heil- und Hilfsmittelversorgung stellt gerade den ambulanten Sektor noch immer vor große Herausforderungen. Das aktuelle Projekt des Schlaganfall-Ring, die Ausbildung und der Einsatz von Bezugstherapeuten, wird viele der täglichen Probleme in der ambulanten Versorgung lösen. In der Podiumsdiskussion sprach die Ergotherapeutin Maike Bamberger aus Preetz darüber, weshalb dieses Projekt sie zur Gründung einer eigenen Praxis inspiriert hat. Matthias Bauche vom Landesinnungsverband für Orthopädietechnik Nord berichtete, weshalb eine Versorgung von Hilfsmitteln in Zusammenarbeit mit Patienten und Therapeuten so sinnvoll ist, um Fehlversorgungen zu vermeiden. Welche Rolle vor allem die Teilhabeorientierung in der ambulanten Versorgung spielt, erläuterte Claudia Pott, NeuroPhysioReha Neuried, die die künftigen Bezugstehrapeuten ausbildet. Einer der frisch ausgebildeten Bezugstherapeuten ist Jens-Albert Hübner, Logopäde aus Lübeck. Er erklärte, das vor allem der Aspekt der Teilhabeorientierung bereits ein Umdenken in seiner täglichen Arbeit bewirkt habe und was er sich für seine Patienten von der Bezugstherapeuten-Tätigkeit verspricht.

Auch das Thema Digitalisierung stand am 25.10. auf der Agenda. Marc Pickard, Vorsitzender der Gesundheitsregion Nord e.V. in Schleswig, gab den Gästen einen Überblick von den Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen und skizzierte, wo wir in diesem Prozess derzeit stehen.

Die letzte Podiumsdiskussion des Tages stellte die Frage in den Mittelpunkt, welche Aufgabe Patienten und Patientenorganisationen im Gesundheitswesen haben sollten. Besondere Angebote, wie etwa unsere Ausbildung zum Schlaganfall-Helfer bzw. Schlaganfall-Mentor, können den Weg für eine starke Selbsthilfe ebnen und brauchen dafür starke Partner vor Ort. Dr. Carsten Leffmann, Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein sprach darüber, weshalb er den Schlaganfall-Ring diese Schulung bereits seit Herbst 2016 in der Akademie der Ärztekammer durchführen lässt und welchen Vorteil es hat, Betroffene und Profis gemeinsam auszubilden. Mit Dr. Christopher Kofahl, dem stellvertretenden Leiter des Instituts für Medizinische Soziologie, sprach Moderatorin Susanne Kluge-Paustian über die Rolle einer starken Selbsthilfe im Gesundheitswesen. Auch das aktuelle Projekt der Bezugstherapeuten wurde erneut diskutiert. Über die Chancen, die mit diesem Projekt für die Versorgung einhergehen, berichtete Ruth Hesse aus dem Gesundheitsministerium des Landes Schleswig-Holstein. Jürgen Langemeyer, Vorsitzender des Schlaganfall-Ring, nutzte die Gelegenheit, nicht nur auf die erreichten Erfolge, sondern auch auf die Stolpersteine zu verweisen, die es in den letzten fünf Jahren manchmal zu überwinden galt.

Nach dem offiziellen Teil waren alle Gäste herzlich eingeladen, den fünften Geburtstag des Schlaganfall-Ring ausgiebig bei Livemusik, Snacks und Getränken im Landeshaus zu feiern und gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Ein kleiner Golfparcours vom REHA-Golfsport Hamburg sorgte für die notwendige Bewegung und der sog. ParaMotion sorgte für den zusätzlichen Lerneffekt: Die Gäste durften das Gerät selbst ausprobieren und bekamen ein Gefühl dafür, wie mit seiner Hilfe selbst mobilitätseingeschränkte Schlaganfallpatienten wieder Golfspielen können.

Das gesamte Team des Schlaganfall-Ring freut sich sehr über das positive Feedback zum Symposium in der tollen Atmosphäre des Landeshauses und dankt herzlich für die vielen Glückwünsche, Karten und Blumen zum „5. Geburtstag“.  Wir hoffen, dass auch im nächsten Jahr wieder viele Gäste unserer Einladung folgen werden. Für die erfrischende Moderation danken wir besonders TV-Moderatorin Susanne Kluge-Paustian.

Fotos: Fabian Lippke
Musik: Tycho Barth

Die AOK Nordwest hat die Ausrichtung des Symposiums mit Mitteln der Selbsthilfeförderung nach § 20h SGB V gefördert.